„Alleine die Teilnahme an einem solch international besetztem Turnier wird Euch nachhaltig prägen“ – so die Aussage von Bernd Stettner, dem Einzigen aus dem Trainerteam, der bereits am Turnier teilgenommen hat.
Wie nachhaltig prägend muss dann ein Turniersieg vor über 500 Zuschauern gegen eine internationale Spitzenmannschaft sein??? Doch der Reihe nach…
Ein letztes Mal abgehängte Tore, ein letztes Mal als weibliche E-Jugend agieren – denn der über die Grenzen anerkannte Quirinus-Cup in Neuss ist das letzte Großevent, welches noch mit den alten Jahrgängen antritt.
Auf der einen Seite kam es unseren Mädels dann natürlich zugute, während der letzten Saison permanent gegen wesentlich ältere und körperlich stärke Spielerinnen in der D-Jugend anzutreten. Auf der anderen Seite wurden die Tore wieder auf ein niedrigeres Level abgehängt, was unseren Mädels vor allen Dingen im Endspiel Probleme bereitete.
Ausgestattet mit den neuen Trainingsanzügen (herzlichen Dank an unsere Sponsoren RWD Unternehmensgruppe, MedAix und Total Energies Niko Bettin) ging es frohen Mutes mit zahlreicher Unterstützung aus der Elternschaft am Samstagmorgen zur Vorrunde nach Neuss.

Dort warteten neben dem Gastgeber HV Neuss auch Teams, gegen die bereits auf vergangenen Turnieren gespielt wurde: TD Lank betreibt ähnlich wie wir weibliche Nachwuchsarbeit für die Nordrheinliga-Damenmannschaft, die SG Unterrath ist auch seit Jahren im weiblichen Jugendsektor bis zur C-Jugend erfolgreich aktiv.
Gleich zu Beginn galt es, die Müdigkeit der Mädels zu überwinden und gut ins Turnier zu finden. Gegen die SG Unterrath gelangen schnell Ballgewinne in der Abwehr, die dann über gutes Gegenstoßspiel in Tore umgemünzt wurden. Am Ende hieß es dann 26:1 für unsere Mädels.
Im zweiten Spiel wurde der Gastgeber Neusser HV mit 37:0 besiegt, wobei man hier festhalten muss, dass erst seit kurzem mit der Nachwuchsarbeit in dieser Altersklasse begonnen wurde und viele Mädchen des jüngeren Jahrgangs dort angetreten sind. Die Niederlage wurde von den Gastgebern dennoch wertschätzend akzeptiert.
Im letzten Gruppenspiel gegen TD Lank wurde ebenfalls ein deutlicher Sieg eingefahren – 24:3 lautete das verdiente Endergebnis, so dass unser Team ungeschlagen mit einer Tordifferenz von +83 Toren die Gruppe A als Erstplatzierte beendete.
Erfreulich festzuhalten ist, dass sich alle Mädels mehrfach in die Torschützenliste eintragen konnten und die Spielzeiten sehr ausgeglichen verteilt werden konnten. Lob und Anerkennung gab es auch von den leitenden Schiedsrichtern für unser Bemühen um faires Ballerobern beim Prellen sowie den respektvollen Umgang untereinander. Dieses Lob können wir von unserer Seite an alle Schiedsrichter zurückgeben, die wir im Rahmen des Turniers erleben durften. Klare Linie, Spielverständnis und gutes Gespür zeichnete die Schiedsrichterleistungen an diesem Wochenende aus.
Als Gruppensieger ging es dann am Sonntagmorgen gegen den Vierten der anderen Gruppe, die DJK Lions Mülheim. Auch in diesem Spiel gab es schnell klare Verhältnisse, was sich im Ergebnis von 26:4 final zeigte.
Mit dem Schlusspfiff war jedoch allen sofort klar, dass ab dem Halbfinale schwerere Gegner warten würden. Mit der Turnerschaft St. Tönis stand bereits ein Gegner fest, der sich in den vergangenen Jahren mit einer exzellenten Jugendarbeit im weiblichen Bereich einen hervorragenden Namen gemacht hat. Regional wie überregional konnten die Mädels aus St. Tönis in den meisten Altersklassen herausragende Plätze belegen.
Bereits bei diversen Turnieren und auch Freundschaftsspielen konnten wir uns gegen die Mädels messen. Zu Beginn zeigte sich ein enges Spiel, welches von unserer Seite von einigen technischen Fehlern und auch Fehlwürfen geprägt war. Doch im Verlauf der 25 minütigen Spielzeit konnten sich unsere Mädels mehr und mehr absetzen und das Spiel final mit 17:8 für sich entscheiden. Trotz des Sieges war nach dem Spiel weder die Mannschaft noch der Trainerstab mit dem Gesehenen nicht wirklich zufrieden.
Dennoch wurde der Blick schnell nach vorne gerichtet. Spätestens mit dem Wechsel in die Große Halle „Am Hammfelddamm“ war der Fokus beim Endspiel. Dort wartete mit „Sokol Pisek“ der Top-Favorit auf den Turniersieg auf unsere Mädels. Die aus Tschechien angereiste Mannschaft war bis dato in ihrer Heimat überaus erfolgreich und unbesiegt. Das engagierte Trainerteam hat die jungen Nachwuchshandballerinnen technisch hervorragend ausgebildet – sicheres und schnelles Spiel, gute und agile Abwehr, sichere Torhüterin. Diese Arbeit verdient höchste Anerkennung und Wertschätzung.
Nicht nur deswegen waren unsere Mädels spürbar nervös. Randvolle, laute Halle, Handballer aus ganz Europa am Spielfeldrand, dazu vorab die Nationalhymnen beider Länder – Gänsehautstimmung bei unseren Mädels. Spätestens hier bewahrheitete sich die Aussage von Trainer Bernd Stettner, dass dieses Erlebnis nachhaltig prägen wird.

Auf dem Spielfeld waren es die Mädels aus Pisek, die in der ersten Hälfte regelmäßig ein Tor vorlegten. Uns gelang stets der Ausgleich, mehr war bis dato jedoch nicht möglich. Ungewohnt viele technische Fehler sowie einige Fahrkarten führten zu einem sehr engen und spannenden Spielverlauf.
Pisek agierte in Teilen mit einer sehr defensiven, sehr agilen Abwehr, was laut geltenden IHF-Regeln erlaubt ist, jedoch von den Regeln auf Kreisebene abweicht.
Um die Abwehr vor Probleme zu stellen, waren vor allen Dingen Spielkonzeptionen notwendig. Für die E-Jugend eher unüblich, doch haben unsere Mädels diese bereits in den vergangenen Monaten einstudiert.
Regelmäßig wurden dadurch auch Lücken geschaffen und gefunden. Mit einer effizienteren Torausbeute wäre das Spiel hier schon früher entschieden gewesen. Doch die Torhüterin auf Seite von Pisek zeigte einige sehenswerte Paraden.
Auf unserer Seite war es Romina, die ebenfalls einige schöne Paraden zeigte und darüber hinaus 2 Siebenmeter erfolgreich parieren konnte. Spannung bis zum Schluss, Pisek hätte noch einmal auf ein Tor verkürzen können. Doch ein sauberer Ballgewinn läutete die letzten Sekunden mit einer 2-Tore-Führung ein. So war es unserer Kapitänin Ewa vorbehalten, diese Zeit auszuspielen und mit dem Schlusspfiff noch einen „echten Kracher“ im Tor versenkte.
Der Jubel kannte natürlich keine Grenzen. Und da noch einige Zeit bis zur Siegerehrung verblieb, wurde mit den Kindern und der Elternschaft ausgiebig gefeiert.

Im Rahmen der Siegerehrung wurde Romina noch als „Woman oft the match“ ausgezeichnet – ein perfekter Abschluss für zwei unvergessliche Tage.

Aus sportlicher Sicht ist unser Fazit, dass wir sehr froh über den aktuellen Entwicklungsstand dieser Mädchen sind. Wenn man ein solches Turnier gewinnen möchte, erfordert es mehr als „nur“ die Grundkenntnisse und Grundlagentechnik. Unsere Mädchen beherrschen bereits mehrere Spielsysteme und Varianten, die uns im Endspiel sehr geholfen haben.
An der Chancenverwertung und dem Abstellen unnötiger Fehler müssen und werden wir noch arbeiten. In den kommenden Wochen und Monaten steht dann die Weiterentwicklung dieses Teams auf dem Programm.
Danke an den Neusser HV, dass wir die Möglichkeit hatten, an dem Turnier teilzunehmen. Gerne kommen wir im nächsten Jahr wieder nach Neuss, um sich mit den besten Teams der Region sowie überregional zu messen.
Danke für eine reibungslose Organisation und einen herzlichen Empfang sowie die Wertschätzung, die wir als Mannschaft und als Verein von vielen Seiten erfahren durften.
Und es zeigte sich doch wieder einmal, welch schönen und verbindenden Sport wir betreiben: Im Austausch mit unserem Endspielgegner Sokol Pisek wurden natürlich die Kontakte getauscht – verbunden mit einer Einladung nach Prag zum herausragend besetzten Handball Cup dort. Inwieweit sich dies realisieren lässt, ist noch zu klären.
Gratulation an unsere Mädels zum Turniersieg.
