Weiden und BTB Aachen: Zwei Handball-Trainer vor dem Regionalliga-Start

(20.09.2025) Das Warten hat ein Ende. Am Wochenende geht es in der Handball-Nordrheinliga los. Vor dem ersten Anwurf haben die Trainer der beiden Regionalligisten die Sportredaktion der Aachener Zeitung besucht. Simon Breuer-Herzog (BTB Aachen) und Marc Schlingensief (HC Weiden) sprachen mit Elmar Brandt, Lars Brepols und Tobias Röber über Herausforderungen, Saisonziele und die immer wieder elektrisierende Rivalität zwischen den beiden Vereinen.

Der erste Spieltag steht vor der Tür. Wie ist der Stand der Dinge?

Simon Breuer-Herzog: Wir sind froh, dass es losgeht. Diesmal war die Pause etwas länger als üblich. Ich bin mit der Vorbereitung soweit zufrieden. Wir haben ein paar neue Jungs dabei. Wir mussten die lange Zeit gut planen und schauen, wo wir auch noch mal eine Pause einlegen. Es war auch gar nicht so leicht, Partner für Testspiele zu finden, weil die dritte Liga, die Regionalliga Westfalen und die BeNe-Liga (Anm. d. Red.: Belgien und Niederlande) schon viel früher begonnen haben. Wir konnten nur gegen Oberligisten spielen. Aber einspielen kann man sich auch gegen niederklassige Mannschaften. Am Wochenende wissen wir erst, wie gut es wirklich war.

Marc Schlingensief: Bei uns waren die Rahmenbedingungen ähnlich. Nach der Saison haben wir fünf Wochen Pause gemacht und dann quasi in zwei Blöcken gearbeitet. Der erste dauerte viereinhalb Wochen. Da stand der athletische Bereich im Vordergrund, es gab viel Einzeltraining und Übungen in Kleingruppen. Für die zwei Wochen danach hatten die Jungs dann Hausaufgaben und jetzt sind wir seit Anfang August wieder dran und viel im mannschaftstaktischen Teil unterwegs. Tempospiel ist auch ein Thema, und wir haben auch aufgrund der Analyse der vergangenen Saison geschaut, wo die Verbesserungspotenziale sind. Ein Highlight war sicher der EWV-Cup, der aber für uns ein bisschen zu früh kam, auch wenn wir es da überraschenderweise gegen starke Teams bis ins Finale geschafft haben.

Was hat sich in Ihren Kadern verändert?

Schlingensief: Bei uns gab es nicht so viele Wechsel. Kreisläufer Fabi Steins kann aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr auf unserem Niveau trainieren und spielen. Luca Ruegenberg hat jetzt auch andere Prioritäten gesetzt. Wir haben das mehr oder weniger eins zu eins ersetzt. Jan Stolzenberg ist aus Dormagen zu uns gekommen, Maxim Rojko aus unserer Zweiten. Und als dritten Torwart haben wir noch Harvey Riechmann vom HC Erlangen verpflichtet.

Das heißt, dass beim HC Weiden keine Position mehr vakant ist?

Schlingensief: Wir haben das Problem, dass Piet Gerke jetzt ein Auslandssemester absolviert, und mit Mats Kemper fehlt uns wegen seines Kreuzbandrisses ein weiterer Spieler. Dafür konnten wir jetzt keinen Neuzugang verpflichten. Das werden wir mit Spielern aus der zweiten Mannschaft auffangen. Wir haben einen Perspektivkader, in dem vier Jungs sind, die auch regelmäßig mit uns trainieren und auch immer wieder mal zum Einsatz kommen sollen. Da kommt uns die Änderung zugute, dass wir nun in Spielen 16 statt 14 Leute einsetzen können. Dadurch haben wir mehr Handlungsfähigkeit.

Beim BTB gab es mehr Zu- und Abgänge.

Breuer-Herzog: Ja. Philipp Wydera hat in der vergangenen Saison aufgehört und wurde im Winter schon verabschiedet. Simon Bock ist nach Eupen gegangen. Unser Torhüter Niclas Elsen hat aufgehört und Paul Mattner ist auch nicht mehr da. Gekommen sind David Denert aus Eupen und Till Huckemann von Schwarz-Rot Aachen. Mit Leonard Tölke und Kai Münster haben wir zwei Studierende dazugewonnen. Aus der zweiten Mannschaft war Luca Reiter im Januar zu uns gekommen, der in der Rückrunde schon ausgeholfen hat.

Am ersten Spieltag fährt der BTB zu Gelpe/Strombach. Die waren in der Abschlusstabelle Vierter, also genau zwischen dem Dritten Weiden und dem Fünften BTB. Was erwartet euch da?

Breuer-Herzog: Am ersten Spieltag ist es ja immer ein bisschen schwierig zu beurteilen, weil wir nicht wissen, wie die Vorbereitung bei den anderen gelaufen ist, wie da der Stand und wer verletzt ist. Es ist nicht immer so einfach, an Informationen zu kommen. Vom Papier her haben sie zwei, drei ganz wichtige Leute verloren. Zum Beispiel Julian Mayer, den Torschützenkönig aus der vergangenen Saison. Das sieht dann zunächst einmal so aus, dass es leichter wird als vorige Spielzeit.

Immer viel Action und begeisterte Zuschauer: Die Derbys zwischen Weiden und BTB Aachen sorgen in der Regionalliga traditionell für Aufsehen.

Weiden empfängt den Aufsteiger Borussia Mönchengladbach.

Schlingensief: Ich bin jetzt im vierten Jahr beim HC und wir starten zum dritten Mal gegen einen Aufsteiger. Das ist immer eine gewisse Reise ins Ungewisse. Ich hatte das Glück, dass ich noch zwei Videos bekommen habe aus ihrer Vorbereitung und es sieht so aus, als hätten sie so ziemlich den Kader aus der vorigen Saison. Auch sie haben einen Torschützenkönig – aus der letzten Oberliga-Saison, Niklas Weis. Und sie haben zwei kräftige Kreisläufer. In der Abwehr wird viel Arbeit auf uns zukommen.

Wie ist die Qualität der Liga in der neuen Saison?

Schlingensief: Wir haben insgesamt sechs neue Teams, drei von oben und drei von unten. Da muss man erst noch ein wenig abwarten, wie die sich so einspielen. Das macht es definitiv interessanter, weil die vergangenen drei Jahre hat man schon fast immer gegen die gleichen Gegner gespielt. Jetzt gibt es nochmal einen neuen Impuls.

Ändert das auch etwas in Ihrer Spielphilosophie?

Schlingensief: Wir haben die vorige Saison analysiert. Auf den ersten Blick sah alles sehr gut aus. Auf den zweiten müssen wir sagen: Wir hatten noch viele Potenziale, die wir liegengelassen haben. Im Sechs gegen Sechs haben wir im Angriff gut agiert und auch in der Abwehr größtenteils gut gestanden. Auf der anderen Seite haben wir aus der eigenen Defensive nicht so viel Tempospiel aufgezogen. An ein paar Stellschrauben haben wir gedreht. Die Abwehr soll wieder ein bisschen aktiver gegen den Ballführer arbeiten und wir wollen wieder mehr auf Ballgewinn gehen, sodass wir besser ins Tempospiel kommen. Auf der anderen Seite wollen wir das stabile Sechs-gegen-Sechs-Spiel verfeinern. Für uns geht es nun erst mal darum, dass wir gesund und fit durch Herbst und Winter kommen. Dann können wir uns Saisonziele setzen.

Breuer-Herzog: Wir wollen uns nicht verschlechtern. Vergangene Saison sind wir Fünfter geworden, haben aber zwei Spieltage vor Schluss noch gegen den Abstieg gekämpft. Es kann sehr schnell nach oben oder unten gehen. Jetzt eine Prognose abzugeben ist sehr schwierig. Von daher: Abwarten und seinen Job machen. Es wäre schön, wenn wir diesmal konstanter würden. Wenn alle an Bord sind, sind wir flexibler.

Was will BTB konkret verbessern?

Breuer-Herzog: Wir machen wenige Tore in der ersten Welle. Außerdem haben wir Probleme mit technischen Fehlern. Wir bekommen zu viele einfache Tore. Das müssen wir abstellen. Wir wollen nicht so lange warten müssen, bis der Klassenerhalt klar ist.

Wen erwarten Sie in der Liga ganz oben?

Breuer-Herzog: Ich würde sagen, dass die Absteiger aus der dritten Liga, TV Korschenbroich, TV Aldekerk und VfL Gummersbach II, dazugehören. HSG am Hallo Essen hat von den Namen her eine ganz erfahrene Truppe als Aufsteiger. Unitas Haan hat in der vergangenen Regionalliga-Saison in der Rückrunde nur sechs Punkte abgegeben. In der Hinrunde war es umgekehrt. Die sehe ich auch als stark an.

Schlingensief: Es wird viel auf die Tagesform ankommen. Gute Chancen hat sicher TSV Bonn. Einige Mannschaften sehe ich auf gleichem Level. Wer einen positiven Lauf hat, kann sich oben festsetzen.

Wie sieht es in Ihren Mannschaften mit der Integration von jungen Spielern aus?

Schlingensief: Wir haben einen Pool aus der zweiten Mannschaft, aus dem wir tendenziell Leute hochziehen. So werden sie auch nicht direkt verheizt. Im vergangenen Jahr lag das Hauptaugenmerk auf dem Nichtabstieg unserer Zweiten. Da sind die Spieler im Kern zusammengeblieben und wir haben uns in der A-Jugend bedient. Das ist aber eigentlich nicht so gedacht. Sie sollen eigentlich sukzessive herangeführt werden. Wir freuen uns jetzt natürlich sehr, dass unsere A-Jugend den Aufstieg in die Regionalliga geschafft hat. Da war BTB in den letzten Jahren ein wenig voraus. In der Liga werden die jungen Spieler mehr gefordert als in der Oberliga.

Breuer-Herzog: Grundsätzlich ist bei uns die Möglichkeit, mitzutrainieren, gegeben. Wenn ein Spieler soweit ist, kann er ein Thema für uns werden. Das war letzte Saison bei uns mit Oscar Panse so. Bei uns haben auch schon Spieler im Kreispokal oder in der Vorbereitung mitgespielt. Und mittwochs sind die Torhüter beim Torwarttraining dabei.

Kommen wir mal zur Rivalität zwischen BTB Aachen und HC Weiden. Was macht diese für Sie aus?

Schlingensief: Die Spiele gegen BTB sind die Highlights der Saison. Die Halle ist dann nicht gut gefüllt, sondern sehr gut. Die Partien sind meistens sehr spannend. Wir hatten in den vergangenen Jahren ein bisschen öfter die Nase vorn. Einige Spiele konnten wir am Ende zu unseren Gunsten drehen. Wir sind schon irgendwie auf Augenhöhe. In beiden Mannschaften gibt es Identifikationsfiguren.

Breuer-Herzog: Einige Spiele waren sehr eng. Wir haben tatsächlich drei-, viermal mit nur einem oder zwei Toren Unterschied verloren. Da hatten wir zum Teil auch Pech. Dennoch ist Weiden das dritte Jahr in Folge vor uns gelandet. Die Derbys sind natürlich für viele besonders. Die Jungs kennen sich gut untereinander. Viele waren schon mal zusammen in einem Team. Die Rivalität hat Tradition, aber trotzdem treffen die Spieler sich auch mannschaftsübergreifend. Die Spiele gegeneinander sind tolle Werbung für den Handball in unserer Region.

Ist es denkbar, dass der HC Weiden oder der BTB Aachen irgendwann einmal in einer höheren Klasse spielen?

Breuer-Herzog: Grundsätzlich ist es natürlich möglich. Wir haben uns aber jetzt nicht so elementar verbessert, dass wir sagen können: Wir wollen aufsteigen. Weiden ist Dritter geworden, hat zweimal den Meister Düsseldorf/Ratingen geschlagen. Sie sind aktuell ein Stück näher dran. Bei uns ist es aber so, dass wir eine Liga höher nicht in unserer Halle spielen dürften. Da müsste die Stadt Aachen erst einmal sagen, wo wir hin können. Und finanziell ist es einfach auch eine ganz andere Hausnummer.

Schlingensief: Ich sehe das ähnlich. Ich glaube, der Verein würde das ermöglichen, soweit es machbar ist. Es ist aber auch eine Frage der Nachhaltigkeit. In der dritten Liga gibt es auch Teams mit hohen sechsstelligen Etats und einem professionellen Umfeld. Das ist eine ganz andere Dimension als wir gewohnt sind.

Eine persönliche Abschlussfrage: Wird Simon Breuer-Herzog in der neuen Saison auch noch mal als Spieler auf die Platte kommen?

Breuer-Herzog: Dass ich im vergangenen Jahr nochmal gespielt habe, war einer Notsituation geschuldet. Die Jungs haben das seinerzeit so angenommen und verstanden. Das ist aber nicht wieder geplant.

(Text & Fotos: AZ)