(15.12.2025) Die Stimmung in der Halle: unfassbar laut. Das Spiel: sehr spannend bis zum letzten Drittel. Die beiden Fanlager: phänomenal. Erlebniswert für den neutralen Zuschauer: eins plus. Das Derby im Gillesbachtal hat geliefert, was viele sich davon versprochen haben. 450 Zuschauer sahen im Handball-Nordrheinliga-Duell zwischen dem BTB Aachen und dem HC Weiden einen packenden Kampf, der bis zur 40. Minute offen war. Danach zogen die Gäste aufgrund der besseren Offensivleistung und dank eines überragenden Harvey Riechmann im Tor davon, sodass es am Ende mit 35:29 (15:14) für den HC doch noch ein deutlicher Sieg wurde.
„Am Anfang hat der BTB uns echt einen harten Kampf geliefert, uns in der Abwehr gut zugesetzt, gerade auch mit den offensiven Deckungsreihen. Da hatten wir Probleme“, sagte Marc Schlingensief, Trainer des HC Weiden, nach dem Spiel. Kurzfristig musste er auf Jan Stolzenberg und Jonathan Deutz verzichten. Er lobte sein Team: Die Spieler hätten sich hervorragend unterstützt, die drei Kreisläufer in der Abwehr einen „Riesenjob“ gemacht.
Der Spielfilm: Vom Anpfiff weg ist das Derby in der bis in den letzten Winkel gefüllten Halle im Gillesbachtal ein intensives, kampfbetontes Spiel. Benedikt Schueler, der beim BTB im Tor anfängt, pusht seine Kollegen und die Zuschauer in seinem pinkfarbenen Trikot sofort gestenreich. Beide Mannschaften zeigen sich hochkonzentriert und motiviert, die erste Halbzeit ist ein Spiel auf hohem spielerischen Niveau.
Nach 13 Minuten liegt Weiden erstmals mit zwei Toren vorne. Der BTB bleibt dran, Kapitän Carsten Jacobs trifft in der 17. Minute zum 9:9. Der BTB leistet sich im Aufbauspiel Fehler, die der HC konsequent bestraft. Vorne ist er vor allen Dingen mit Hebern über „Bene“ Schueler erfolgreich. So erarbeiten sich die Gäste bis zur 19. Minute einen 12:9-Vorsprung.
Das Spiel ist reich an spektakulären Szenen. Und es geht körperlich ganz ordentlich zur Sache, ohne dass es übermäßig hart wird. Einem Lattenknaller der Weidener folgt im direkten Gegenzug ein Lattenschuss der Aachener. Nichts für schwache Nerven.
Nach einer Auszeit des BTB nehmen die technischen Fehler auf beiden Seiten zu. Im BTB-Tor steht mittlerweile Louis Zaghloul, der direkt einen Ball gut hält. Dann gibt es eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe für Weiden, die fast schon symptomatisch für den Ausgang des Spiels wird. Der BTB agiert im Angriff viel zu überhastet und ohne Erfolg, während Weiden mit dem anschließenden Konter ein Tor erzielt. Nach 23 Minuten steht es 14:11 für den HC.
Die Trainer gehen richtig mit
Der BTB setzt daraufhin die Serie seiner schlechten Abschlüsse fort. Beide Trainer gehen an der Seitenlinie emotional mit, feuern ihre Spieler an, und kurz vor der Pause hält Zaghloul seinen BTB mit zwei sensationellen Paraden im Spiel. Zur Pause steht es 15:14 für Weiden.
„Die erste Halbzeit war recht eng“, so Schlingensief nach der Partie. „Ich hatte aber immer das Gefühl, dass bei uns noch mehr ging. Und bei uns ging auch mehr.“
Sven Xhonneux setzt die Akzente
Die Halbzeitpause nimmt dem Spiel nicht das Tempo. Es geht munter weiter. Zaghloul hält den ersten Ball erneut stark. Die Abwehr des BTB arbeitet gut, aber der HC findet immer wieder Lücken, und vor allem Sven Xhonneux läuft jetzt zur Hochform auf, trifft und setzt seine Mitspieler hervorragend in Szene. Aber wieder bleibt der BTB dran, auch weil ihr Keeper Zaghloul einen Sahnetag hat.
Als Sebastian Schmitz nach 39 Minuten für den BTB den Ausgleich zum 20:20 erzielt, erreicht die Lautstärke in der Halle ihren Höchstwert. Geht da heute doch noch mehr für die Heimmannschaft?
Nein. Denn kurz danach kippt das Spiel auf die Seite der Weidener. Zwar hält Zaghloul weiterhin Bälle, aber der BTB trifft vorne nicht mehr. Und Xhonneux sorgt dafür, dass Weiden den einen oder anderen Angriff doch mit einem Tor beendet. Spielstand nach 45 Minuten: 25:21 für Weiden.
Die Fehlerquote auf Seiten der Aachener ist nun zu hoch. Und erschwerend hinzu kommt, dass der HC Weiden mit Harvey Riechmann jetzt einen Torhüter zwischen den Pfosten hat, der in der Schlussviertelstunde über sich hinaus wächst. Seine Paraden sind unglaublich. Der BTB kommt nicht mehr ran. Auch nicht, als er in der 56. Minute in doppelter Überzahl spielt. Da macht nur Weiden ein Tor. Anschließend bringt der HC den Sieg locker und am Ende verdient ins Ziel.
„Die Stimmung in der Halle war gigantisch“, sagte Schlingensief nach dem packenden Spiel. „Man hat sein eigenes Wort nicht mehr verstanden. Wir haben dem Druck standgehalten und unsere Favoritenrolle ausgefüllt.“
„Ja, stimmt, die Stimmung war toll“, sagte auch sein Trainerkollege auf BTB-Seite, Simon Breuer-Herzog. „In den letzten 15 bis 20 Minuten haben wir einfach den Ball nicht mehr so oft ins Tor bekommen. Dabei hatten wir zahlreiche freie Bälle und gute Wurfgelegenheiten. Am Ende ist das, glaube ich, der entscheidende Punkt.“
Der HC Weiden empfängt nächsten Samstag zum Jahresabschluss Unitas Haan, der BTB Aachen muss zum OSC Rheinhausen.
BTB-Torschützen: Jacobs (7/2), Monteiro Pai (7), Schnalle (5), Münster (3), Denert, Klinkenberg (je 2), Büchel, Schmitz, Wudtke
Weidens Torschützen: Meurer (7), J. Frauenrath (7/3), Xhonneux (7/4), Boesel (4), Eissa, K. Frauenrath (je 3), Rojko, Wolff (je 2)
(Text & Foto: AZ)
