(27.12.2025) Die Kinder in den kleinen Handballtrikots staunen, die Freude ist in ihren Augen zu sehen. Und auch die großen Fans sind bewegt. Viola Leuchter ist in der Halle des HC Weiden. Kurz vor Weihnachten und kurz nach ihrem Vize-Weltmeistertitel mit der Frauen-Nationalmannschaft. Sie spielt bei Odense in Dänemark, aber sie hat einen ganz engen Draht zu den Weidenern. Ihre Eltern wohnen nicht weit von der Halle weg. Erzählen, Autogramme schreiben, Fotos schießen – Viola Leuchter, nun schon zum zweiten Mal auch beste junge Spielerin bei der Weltmeisterschaft, gibt sich so, als wäre sie jede Woche da.
Das Erlebnis Weltmeisterschaft in Deutschland und den Niederlanden wird Viola Leuchter für immer begleiten. So ganz ist sie aus dem Film noch nicht zurück. „Es dauert schon eine Weile, bis man wieder richtig in der Realität ist“, sagt sie, die in der Jugend beim HC Weiden und auch beim BTB Aachen spielte, dann nach Bayer Leverkusen und Ludwigsburg wechselte. Als der Verein im Sommer die Insolvenz anmeldete und die Mannschaft aus der Bundesliga zurückziehen musste, transferierte die Profihandballerin Viola Leuchter nach Dänemark.
Die 21 Jahre alte in Aachen geborene Sportlerin steht mit beiden Beinen auf dem Boden, sie hebt nicht ab. Und sie lobt den Teamgeist in der Nationalmannschaft: „Wir kennen uns alle schon sehr lange, da wächst dieser Zusammenhalt fast von allein.“ Der Teamspirit habe das Team durch das Turnier getragen.
In Dänemark fühlt sich Viola Leuchter sehr wohl, auch wenn es nicht ganz einfach sei, in einem anderen Land zu spielen. Die Situation, die sie durch die Insolvenz von Ludwigsburg dorthin gebracht hätte, sei alles andere als schön gewesen. In Ludwigsburg lief es sehr gut. Aber sie hat viel Unterstützung erfahren und sich mit den anderen Spielerinnen, die das gleiche Schicksal ereilt hat, gegenseitig Kraft geschenkt.
Es ist immer wieder etwas Besonderes, nach Hause zu kommen. Gerade nach so einem Turnier.
Viola Leuchter
Handball-Vizeweltmeisterin
Trotz des frischen Windes, den die neue Umgebung mit sich bringt, bleibt Viola Leuchter im Herzen mit Weiden, Aachen und der gesamten Region verbunden. „Es ist immer wieder etwas Besonderes, nach Hause zu kommen. Gerade nach so einem Turnier, das die ganze Nation mitgerissen hat.“ In der Halle, in der der HC Weiden seine Heimspiele austrägt, hat sie früher Stunde um Stunde Handball gespielt. Und wenn ihre Eltern irgendwann mal nach Hause wollten, warf sie immer noch Bälle aufs Tor. Handball – das war schon immer ihr Spiel.
Die gerade zu Ende gegangene Weltmeisterschaft habe den Frauenhandball weit nach vorne gebracht, sagt Viola Leuchter. Mit dem Anstieg der Medienpräsenz, besonders auf den Social-Media-Kanälen, sei der Sport nun auch für junge Mädchen sichtbarer und ein Thema. „Wir stellen fest, dass immer mehr Kinder, Jungs wie Mädels, sagen, dass sie Handball spielen wollen“, so Viola Leuchter.
Und wie wird man so erfolgreich wie die Nationalspielerin? „Spaß ist der wichtigste Punkt. Man muss wirklich Freude daran haben, was man tut, egal wie schwer es manchmal wird. Wenn der Spaß dabei ist, dann kommt der Rest von allein“, sagt Viola Leuchter.
Am zweiten Weihnachtstag geht in Dänemark schon wieder das Training los. „Die Liga wartet, und wir haben noch viel zu tun“, schaut Viola Leuchter voraus. Sie will auch im neuen Jahr für Verein und Nationalmannschaft wieder alles geben.
Auch Fynn Paulicks schaut vorbei
Neben Viola Leuchter war auch der U19-Weltmeister Fynn Paulicks zu Gast in der Halle des HC Weiden. Der 18-Jährige, der früher auch beim HC Weiden spielte, steht bei den Füchsen Berlin in der A-Jugend-Bundesliga unter Vertrag. Wann immer es möglich ist, er trainingsfrei hat, kommt er nach Weiden, um sich dort Handball anzuschauen, und auch, um zu hören, „was im Dorf gerade los ist“.
Mit der deutschen U19 gewann Paulicks im August in Ägypten den WM-Titel. „Das war auf jeden Fall ein sehr schönes Erlebnis“, sagt er rückblickend. Jetzt seien alle wieder im Ligaalltag angekommen, es gab aber auch schon ein paar Lehrgänge mit der Junioren-Nationalmannschaft, an denen er aber zum Teil aus Verletzungsgründen nicht teilnehmen konnte. Das Team sei nun durch einige Spieler ergänzt worden, die bei der WM noch nicht dabei waren.
Im Januar wird Paulicks mit seinen Kollegen und auch mal allein die Spiele der A-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Dänemark, Schweden und Norwegen verfolgen. Dem Team von Alfred Gislasson traut er das Viertel- oder sogar Halbfinale zu.
Den Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft mit dem Vize-WM-Titel stuft Paulicks als „überragende“ Leistung ein. Mit den Füchsen Berlin will Paulicks wieder die Qualifikation für den Europapokal schaffen. Das dürfte seiner Meinung nach machbar sein.
(Text & Foto: AZ)
