(27.03.2022) “Derbysieger, Derbysieger, hey, hey” und “Auswärtssieg, Auswärtssieg” skandierten die zahlreichen Weidener Fans bereits Minuten vor dem Ende des prestigeträchtigen Derbys zwischen den BTB Bandits und dem HC Weiden in der Halle an der Neuköllner Straße. Mit dem überzeugenden 20:28-Erfolg setzt der HC ein deutliches Zeichen im Abstiegskampf.
Die von den Gastgebern angegebenen rund 800 Zuschauer ließen die Kasse der Aachener ordentlich klingeln und sorgten für einen würdevollen Rahmen beim Aufeinandertreffen der beiden klassenhöchsten Teams des Handballkreises Aachen/Düren. Aufgrund des großen Andrangs wurde die unter Leitung der Herren Gronwald/Leygraf stehende Partie gar mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen.
Die in schwarz-weiß gekleideten Hausherren, die ihre eigentliche Heimspielstätte – das gefürchtete “Gilles” – extra für das Derby verlassen hatten, gingen zunächst mit 1:0 (3.) und 2:1 (5.) in Front. Dies sollten allerdings die einzigen Führungen für den BTB in diesem Spiel gewesen sein. Der HC war von Anfang an im Spiel und ging beim 2:3 (6). durch den starken Jonas Scheidtweiler zum ersten Mal in Führung. In der Folge blieb das Spiel über 4:4 (9.), 8:8 (23.) und 11:11 (29.) ausgeglichen, wenngleich die Weidener immer wieder vorlegten und leichte Vorteile für sich verbuchen konnten. Dank eines Gegenstoßtreffers von Moritz Pieper, der aus der 2. Mannschaft hochgezogen wurde, und eines verwandelten Siebenmeters von Kapitän Ben Beckers mit dem Halbzeitpfiff, ging der HC Weiden mit einer verdienten 11:13-Führung in die Kabine.
Die HC-Trainer Heckhausen und Schlingensief schienen die richtige Worte in der Halbzeitansprache gefunden zu haben, denn das “weiße Ballet” des HC Weiden legte zu Beginn des zweiten Durchgangs los wie die berühmte Feuerwehr. Islam Eissa mit einem sehenswerten Heber sowie Timo Wolff und Adrian Bergerhausen im Konter sorgten für einen 3:0-Lauf der Gäste und die 11:16-Führung (37.). Gäste-Trainer Martin Becker musste schon früh in der zweiten Halbzeit die grüne Karte legen, um seine Mannen in einer Auszeit neu einzustellen. Der Weidener Fanblock indes bejubelte jede erfolgreiche Aktion und trieb die Mannschaft immer weiter an. Erneut Beckers per Siebenmeter brachte den HC beim 12:18 (40.) erstmals mit sechs Toren in Front.
Bis zur 51. Spielminute kassierte der HC lediglich vier weitere Treffer, die allesamt auf das Konto von BTB-Linksaußen Daniel Oslender gingen. Die starke 6:0-Abwehr der Weidener hatte die sonst so agile Rückraumreihe der Aachener fest im Griff und wenn doch mal ein Wurf den Weg auf das Tor fand, war dieser zumeist sichere Beute von Tobias “Bobo” Bayer im Kasten des Fusionsklubs. Beim Stand von 14:22 (49.) war der Vorsprung bereits auf acht Tore angewachsen. Die Aachener Fans warteten vergeblich auf ein letztes Aufbäumen ihrer Mannschaft. Zwar versuchten die “Bandits” mit einer sehr offensiv interpretierten 4:2-Deckung nochmal alles, aber die flinken Spieler auf Weidener Seite ließen sich hiervon nicht irritieren. Insbesondere Linksaußen Adrian Bergerhausen trumpfte jetzt auf und erzielte gleich vier blitzsaubere Tore aus dem Rückraum. Rund fünf Minuten vor dem Ende brachte Andreas Micke den HC gar mit zehn Toren in Front – 17:27 (55.). Letztlich konnten die Hausherren noch leichte Ergebniskosmetik betreiben, was jedoch im allgemeinen Weidener Freudentaumel unterging.
Der zukünftige HC-Cheftrainer Marc Schlingensief zog den Hut vor der Leistung der Mannschaft: “Das war die bisher beste Saisonleistung und dies zum perfekten Zeitpunkt. Vorne wie hinten war das eine herausragende Teamleistung, die Jungs können stolz auf sich sein.” In der Tat setzte sich insbesondere auch der breitere Kader durch. Elf Weidener Spieler konnten sich in die Torschützenliste eintragen. Schlüssel zum Erfolg war aber sicherlich die überragende Defensivleistung mit einem starken Bayer im Tor. Mit vielen einfachen Toren wurden die Früchte der kräftezehrenden Deckungsarbeit geerntet.
Zum Schluss noch ein paar wenige Sätze zu den mehreren hundert anwesenden Weidener Schlachtenbummlern: Die Unterstützung war wirklich sensationell und hat die Mannschaft durch das Spiel getragen. Die Fans, die mit einer tollen Leistung ihres Teams belohnt wurden, standen wie eine Wand hinter der Truppe. Das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans funktioniert. Das war Heimspielatmosphäre in Aachen. Bei der abschließenden “Humba” hüpfte der ganze Weidener Block – ein beeindruckendes Bild.
An dieser Stelle sollen die BTB-Fans allerdings nicht unerwähnt bleiben, die ihre Mannschaft ebenso unermüdlich anfeuerten. Neben den Weidenern war der Handballsport in und um Aachen an diesem Abend der große Gewinner.
HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Scheidtweiler, Bergerhausen (je 5), Beckers (5/2), Floßbach, Pieper, Micke, Eissa, Xhonneux (je 2) Wolff, Meurer (je 1) Eich (1/1), Klinkenberg